Historie
Der Vorläufer der heutigen Stadt, das frühere Dorf "Renthene" oder später "Oldenrintelen" ist bereits für die Zeit um 1150 am Nordufer der Weser, etwa 500 m westlich der heutigen Brücke nachgewiesen.
Diese Siedlung, die vermutlich während der Pest um 1350 endgültig verlassen wurde und deren Spuren man erst in jüngerer Zeit wiederentdeckt hat, war Namensgeber und Ausgangspunkt des heutigen Rinteln, das um 1235 durch Graf-Adolf IV von Holstein-Schaumburg am gegenüberliegenden Südufer auf einer Talsandinsel der Weser planmäßig angelegt wurde.
Religiöser und wirtschaftlicher Mittelpunkt war dabei in den ersten Jahrzehnten das von Oldenrintelen in die neue Siedlung verlegte Nonnenkloster. Schon 1239 erhielt Rinteln das Stadtrecht nach Lippstädter Vorbild, wenig später erfolgte die Befestigung des Ortes mit einer Steinmauer.
Für die Schaumburger Grafen hatte die eilig vollzogene Gründung Rintelns am Südwestrand der Grafschaft Schaumburg vor allem einen strategischen Hintergrund. Sie diente der Sicherung des landesherrlichen Territoriums gegen die Machtansprüche des Bischofs von Minden, der bereits mit dem nahen Kloster Möllenbeck über ein wichtiges Herrschaftszentrum im Wesertal verfügte. Die junge Stadt nahm besonders im 14. Jahrhundert einen bedeutenden Aufschwung. Aufgrund ihrer günstigen Verkehrslage an einer Weserbrücke und durch die Verleihung zusätzlicher Privilegien wie dem Wegezollrecht, der Gogerichtsbarkeit in den umliegenden Dörfern und dem Messeprivileg erhöhte sich die Bedeutung für das Umland.
Die unmittelbar vor den Toren der Stadt gelegenen Siedlungen, darunter auch Oldenrintelen, wurden verlassen - die Bewohner zogen als Ackerbürger nach Rinteln und bewirtschafteten von hier aus ihre Felder. Dennoch entwickelte sich Rinteln nicht zur Ackerbürgerstadt im eigentlichen Sinne. Die verkehrsgünstige Lage an der Weser förderte Handel und Handwerk, so dass die um 1.500 etwa 2.000 Einwohner zählende Stadt ein breites Spektrum der verschiedensten Zünfte aufweisen konnte.
Besonders lebhaft war der Handel auf der Weser mit Bremen und den Niederlanden. Während skandinavische Fische und Walfett, friesische Butter und Käse, später auch Tabak, Kaffee und Wein als sogenannte "Bremer Waren" importiert wurden, verließen das Schaumburger Land vor allem Getreide sowie Steinkohlen und Sandstein vom nahen Bückeberg. Der gewachsene Wohlstand der Rintelner Bürger wie auch des Adels zeigte sich in den Jahrzehnten vor dem Dreißigjährigen Krieg in aufwendigen Fachwerk- und Sandsteinbauten der Weserrenaissance.
Die kunstvoll verzierten Gebäude am Markt, am Kirchplatz und in der Bäckerstraße, die Adelshöfe der von Münchhausen, von Zersen, von Oheimb und anderer entstammen dieser Blütezeit. Der prächtige Prinzenhof diente als Stadthof der Schaumburger Grafen. Das 17. Jahrhundert brachte für Rinteln in vieler Hinsicht bedeutende Veränderungen. Während einerseits die Wirtschaftskraft der Stadt durch Pest, Truppeneinquartierungen und hohe Kontributionsleistungen stark zurückging, erfuhr Rinteln eine nachhaltige Förderung durch die Einrichtung einer Universität.
Neben einer Universitätsbuchdruckerei, einer Apotheke, einem botanischen Garten, einer Reitbahn und einem regelmäßig erscheinenden "Intelligenzblatt" gab es in dieser Zeit in Rinteln auch eine Universitätskommisse, in der Professoren und Studenten aufgrund alter Privilegien unbehelligt vom städtischen Schankmonopol zu niedrigen Preisen Wein und Bier trinken konnten. Der prächtige Fachwerkbau ist noch heute in der Weserstraße zu sehen, 1651 nach der Teilung der alten Grafschaft Schaumburg, wurde die "Eulenburg" (heute Museum) Sitz der Regierung des hessischen Landesteils. Ab 1665 ließ Landgräfin Hedwig Sophie die Stadt zur Festung mit Garnison ausbauen. Hessische Verwaltungsbeamte, Offiziere, Soldaten, Professoren und Studenten bildeten im lutherischen Rinteln bald eine kleine ev.-reformierte Kirchengemeinde, der die Jakobi-Kirche zugewiesen wurde. Zweimal, während des Siebenjährigen Krieges (1757) und in den napoleonischen Kriegen (1806) ergab sich die Festung kampflos einer französischen Obermacht. Beide Male folgte eine mehrjährige Besetzung der Stadt.
Mit der Einverleibung Kurhessens in das neugegründete Königreich Westphalen (1807), wurde Rinteln als Verwaltungssitz noch einmal besonders aufgewertet. Bis 1813 war es Hauptort des zwischen Stolzenau und Holzminden und der Weser sich erstreckenden "Distrikts Rinteln".
Dann überwogen die Rückschläge. So ließ Napoleon 1807 die Festungswerke schleifen und die Garnison radikal reduzieren; der junge westphälische König Jerôme hob zwei Jahre später die Universität auf. Immerhin erhielt Rinteln 1817, quasi als Ersatz, ein hervorragend ausgestattetes Gymnasium.
Erst um die Mitte des 19. Jahrhunderts setzte wieder eine langsame Aufwärtsentwicklung ein. Die im 17. Jahrhundert zerstörte Weserbrücke, seit 1713 durch eine Schiffbrücke ersetzt, wurde 1847 als feste Konstruktion mit steinernen Pfeilern wiedererrichtet. Die Bahnlinie Elze-Löhne, 1875 eingeweiht, rückte Rinteln in eine günstige Verkehrslage zwischen den großen Wirtschaftszentren Berlin und Köln und schuf damit die Voraussetzung für die Ansiedlung der Glashütte Stoevesandt. Die sich belebende Wirtschaft spiegelte sich in der baulichen Entwicklung wider. Das Gelände der früheren Wallanlagen wurde bebaut, 1886 die kath. St. Sturmius-Kirche errichtet und zwischen Altstadt und Bahnlinie, später auch nördlich davon, entstand die Nordstadt. Während des 2.Weltkrieges diente Rinteln als Lazarettstadt für mehrere tausend Verwundete. Kurz vor dem Einrücken der Amerikaner, als am Wesergebirge eingeschlossene deutsche Truppen noch tagelang einen aussichtslosen Abwehrkampf führten, entging die Stadt nur knapp einer bereits angedrohten Bombardierung. Nach dem Krieg erhielt die Bautätigkeit erneuten Auftrieb durch die notwendige Unterbringung zahlreicher Flüchtlinge, die die Einwohnerzahl nahezu verdoppelten. Seitdem wuchs die Stadt in alle Richtungen erheblich, nur die vom Hochwasser bedrohten Bereiche der Weseraue blieben ausgespart.
Am 1. März 1974 sind insgesamt 18 benachbarte Gemeinden in die Stadt Rinteln eingegliedert worden: Ahe, Deckbergen, Engern, Exten, Friedrichswald, Goldbeck, Hohenrode, Kohlenstädt, Krankenhagen, Möllenbeck, Schaumburg, Steinbergen, Strücken, Todenmann, Uchtdorf, Volksen, Wennenkamp und Westendorf. Rintelns heutige Bedeutung als größte Kommune des Landkreises Schaumburg mit etwa 30.000 Einwohnern, spiegelt sich unter anderem in einer Vielzahl von naturkundlichen, sportlichen und kulturellen Vereinigungen in allen Ortsteilen. Die Stadt ist bestrebt, für Einheimische und Gäste gleichermaßen den verschiedensten Lebensinteressen gerecht zu werden, so dass das Freizeitangebot in und um Rinteln ungewöhnlich groß und vielseitig ist. Vom Wassersport jeglicher Art über Reiten, Wandern und Tennis bis hin zu ausgefallenen Sportarten wie dem Rhönradturnen oder dem Segelfliegen bietet Rinteln eine breite Palette der unterschiedlichsten Freizeitmöglichkeiten. Die vielgestaltige Landschaft der Umgebung, die historische Altstadt und die gute Verkehrsverbindung in alle Richtungen ließen Rinteln schon vor der Jahrhundertwende zu einem beliebten Fremdenverkehrsgebiet werden. Heute sind es der "Radfernweg Weser" und die Fernwanderwege entlang des Wesergebirgskammes und durch das nordlippische Bergland, die jährlich Tausende Gäste nach Rinteln locken. Besondere Anziehungspunkte sind die alljährlichen Feste in der Stadt. Während der Frühjahrsmesse im Mai, beim Altstadtfest im August und zur Herbstmesse Anfang November verwandelt sich die historische Altstadt in ein buntes Gewirr von Karussells, Bühnen und Ständen.
Wer mehr über Rintelns Geschichte wissen möchte, kann dieses nachlesen im "Stadt Rinteln Lexikon" von Ullrich Künkel. Erschienen im Merkur Verlag Rinteln, ISBN 3-8120-0010-5 .