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Reinhold-Tüxen-Preis Presseartikel

"In der Ekel-Abteilung"


Von Hans Weimann

„Biodiversität" – das hört sich nicht nach einem unterhaltsamen Nachmittag an. So wird es auch beim Symposium 2009 so sein wie immer: Wissenschaftler aus aller Welt diskutieren in Rinteln über die Zukunft des Planeten – aber kaum jemand geht hin.

Es geht eben nicht um Gorillas, Löwen oder Elefanten – die sind es auch nicht, von denen letztlich das Funktionieren des Ökosystems abhängt, sondern zuständig dafür ist die Ekel-Abteilung: Insekten, Pilze, Bakterien und die eher unscheinbaren Pflanzen. Ohne Ameisen sähe unser Wald ganz anders aus. Greenpeace-Aktivisten zwischen Wal und Fangboot – da schaut niemand weg. Aber angekettet an einen Ameisenhaufen?

Naturschutz ist eigentlich ein irreführender Begriff, Natur braucht keinen Schutz. Jede Lücke, die der Mensch reißt, wird wieder gefüllt – nur sieht die Welt dann eines Tages ganz anders aus: Auf Fische folgen vielleicht Quallen – die man nicht essen kann. Die Natur wird für alles eine Lösung finden. Die Frage ist nur, ob sie uns auch gefällt?


© Schaumburger Zeitung, 04.05.2009