Industriemuseum
Unterer Eisenhammer
Die Historie des Unteren Eisenhammers
Exten gehört zu den größten und ältesten Dörfern im Extertal zwischen Hameln und Minden. Die Geschichte des Dorfes, wie auch sein Name, ist eng mit dem Flüsschen „Exter“ verbunden.
Bereits im 14. jahrhundert wurde die „Mühlenexter“ angelegt, die die Mühle des Jakobiklosters und den Stadtgraben von Rinteln mit Wasser versorgte. Schon 1477 wird in Chroniken erwähnt, dass in Exten Wassermühlen (Kornmühlen) betrieben wurden. Selbst in trockenen Jahren, z. B. während der großen Dürre von 1512, führte die Exter noch ausreichend Wasser um die Mühlräder anzutreiben.
1745 wurden die beiden oberen Eisenhämmer auf herrschaftlichem Besitz, 1767 die beiden unteren auf Gemeindegrund von den hessischen Landgrafen, angelegt.
Die unteren Eisenhämmer wurden in der Nähe der ehemaligen Ellermühle aufgebaut. Diese vier Betriebe gaben über lange Zeit ca. 16 Männern und 8 Frauen Arbeit und Brot. Über den Hammergraben wurde Wasser auf die Mühlräder geleitet, die die „Schwanzhämmer“ antrieben. Später wurden Federhämmer genutzt, die bis zu 120 kg Fallgewicht aufwiesen.
In der Hauptsache wurden zunächst Strohmesser, Sensen, Spaten und Schaufeln hergestellt; jährlich bis zu 900 Stück.
Das Rohmaterial wurde anfangs aus Lippoldsberg und dem Bergischen Land bezogen. Die Kohle kam aus Obernkirchen. In den Hämmern zahlte man jährlich für Rohstoffe 2.100, für Arbeitslohn 1.000 Taler. Der Gesamtwert der Produktion betrug etwa 4.800 Taler.
Weil nur in Exten derartige Schmieden im niedersächsischen Raum existierten, wurden die hier produzierten Stahlwaren in ganz Nordwestdeutschland verkauft.
Gegen 1800 wurden zwei weitere Messerschmieden von Francks (heute Volksbank) am Anger und 1838 die Messerschmiede im Gallenort (gegenüber der Orangerie) errichtet.
Durch Rivalitäten der Landesherren kamen die Schmieden 1835 in eine schwere Krise. Die Grafschaft Schaumburg und das Fürstentum Lippe lagen zwischen den Ländern des Steuervereins und des Zollvereins. Einige Jahre später als Kurhessen sich dem Zollverein angeschlossen hatte, trennten Zollschranken immer noch die Grafschaft von dem hannoverschen und oldenburgischen Markt. Als diese Krise endlich überwunden war, kamen die Exter Messerschmieden zu einem großen Aufschwung.
Um 1850 gaben drei neue Messerfabriken ca. 90 Messerschmiedern Arbeit, die jährlich 300.000 Messer, Gabeln, Feuerstähle und z. T. auch Scheren produzierten. Schleif- und Poliersteine wurden ebenfalls durch die Wasserkraft der Exter angetrieben. An Rohmaterial wurden jährlich etwa 7.000 Taler und für Arbeitslohn 6.900 bis 7.000 Taler aufgewendet, während sich der Wert der jährlichen Messerproduktion auf 20.000 Taler belief.
Die 7 Eisenhämmer („Eisenfabriquen“) beschäftigten einst an 36 Feuern zusammen 115 Arbeitskräfte. Sie trugen die Hauptlast der schon damals auf 800 Köpfe angewachsenen, von verhältnismäßig wenigen mittel- und kleinbäuerlichen Betrieben durchsetzten, Gemeinde. Bei Aufwendungen von 9.000 Talern für Rohstoffe und einem für Fertigprodukte erzielten Erlös von 25.000 Talern blieben jährlich etwa 16.000 Taler im Dorf, wovon die Hälfte auf Arbeitslöhne entfiel. Damit brachten die Betriebe mehr Geld ins Dorf als alle bäuerliche und handwerkliche Arbeit.
Ende des 19. Jahrhunderts kam immer mehr Konkurrenz insbesondere durch die mit modernen Maschinen arbeitende Solinger Industrie auf.
1902 gründete man ein Elektrizitätswerk, nachdem anstelle des Wasserrades eine Turbine eingebaut worden war. Die Zentrale wurde auf dem Kretzerschen Eisenhammer errichtet und von dort die Leitung ins Dorf verlegt. Das Werk hieß „Extenia“. Es versorgte das Dorf bis in die dreißiger Jahre mit Licht- und Kraftstrom. Fortan wurden über elektromotorisch angetriebene Transmissionen Feder- und Falthämmer sowie Scheren und Stanzen genutzt.
Um 1910 schlossen die beiden letzten Messerfabriken, so dass von der einst blühenden Exter Eisenindustrie nur 2 Eisenhämmer übrig blieben. Das Rohmaterial kam jetzt vornehmlich aus den Walzwerken aus Peine und Schleifsteine aus Süddeutschland. Schaufeln, Spaten, Äxte, Beile und Gartengeräte wurden danach noch hergestellt.
1953 wurde der letzte Eisenhammer am oberen Eisenhammer abgebaut und durch moderne Maschinen ersetzt.
Seit über 250 Jahren ist der Untere Eisenhammer im Besitz der Familie Kretzer. Bis 2004 wurden hier Spaten und Hacken von den Familien Kretzer und Rieke hergestellt.
Das Hammergebäude von 1900 ist unverändert erhalten. Die Wasserräder liefen einst beidseits des Gebäudes. Das letzte Wasserrad wurde 1952 entfernt, der Schacht zugebaut.
Im Jahr 2005 hat der „Verein für Heimatpflege e.V. Exten“ Gebäude und Inventar gepachtet, um das Industriedenkmal als Museum zu erhalten.
Seit dem Jahr 2006 ist die Anlage ein geschütztes Baudenkmal.
Im historischen Eisenhammer mit eigener Stromerzeugung werden vorindustrielle Werkzeuge und Maschinen zum Schmieden aus der Zeit um die Jahrhundertwende gezeigt. Die Ausstellung umfasst die komplett erhaltene alte und funktionstüchtige Handwerkstechnik.
Verbinden Sie doch Ihren Museumsbesuch mit der Einkehr im Backhaus von "Bauer Giese" in Exten.