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„Gemeinsam lesen“

06.10.2010

Anfang dieses Jahres startete die Stiftung für Rinteln gemeinsam mit der Stadtbücherei Rinteln das Projekt „Gemeinsam lesen". Mit dieser Aktion sollten die Schülerinnen und Schüler der Klassen 3-6 auf das Angebot der Bücherei aufmerksam gemacht und die Lust am Lesen geweckt werden. Seither haben insgesamt 415 Kinder der Hauptschule, sowie der Grundschulen Nord, Süd, Krankenhagen und Deckbergen die Stadtbücherei besucht und an einer der neu entwickelten interaktiven Klassenführungen teilgenommen. Bei dieser neuen Form der Büchereiführung tritt die bloße Vermittlung von Regeln und Fakten in den Hintergrund - stattdessen werden die Kinder aktiv ins Geschehen eingebunden. Schüler und Lehrer können sich im Vorfeld aus einer Auswahl von Klassenführungen für ein Thema entscheiden. Unter den dritten und vierten Klassen war das Thema  „Findet ihr den Täter?" eindeutig das beliebteste. Hier wurden Detektiv-Arbeitsgruppen zusammengestellt, in denen dann jeweils ein zwei- bis dreiseitiger Rätselkrimi laut vorgelesen und in der Gruppe gelöst werden musste. Wer war der Täter und wie hat er sich verraten? Des Rätsels Lösung musste dann von den Kindern formuliert und auf einen Ermittlungsbogen geschrieben werden. Ein neues Konzept, dass nicht nur den Kindern sehr viel Spaß gemacht hat, sondern auch der Leiterin der Stadtbücherei, Andrea Tuschke, einen deutlichen Einblick in das Leseverhalten der Kinder gegeben hat: „Da die Kinder selber laut vorlesen mussten, wurde sehr deutlich, wie groß die Unterschiede im Lesen bei altersgleichen Kindern sind, bzw. wie wenig Kinder überhaupt in der Lage sind zu verstehen, was sie da vorlesen. Ich habe Drittklässler gehört, die haben einen fremden Text flüssig, betont und sinnergreifend gelesen - das war wirklich beeindruckend. Aber es gibt auch erschreckend viele Schüler der vierten und fünften Klassen, die beim Lesen nur die einzelnen Silben der Wörter aneinanderreihen und den Inhalt des Gelesenen einfach nicht erfassen können. Leider scheint Lesen und Vorlesen in vielen Familien kein Thema mehr zu sein. Das hat sich bei den Klassenführungen sehr klar gezeigt. Umso wichtiger ist es, dass das Projekt „Gemeinsam lesen" auch 2011 weiter fortgeführt wird. Denn nur mit Hilfe der Schulen und im Rahmen von Klassenführungen ist es uns möglich, Kindern aus den sogenannten „bildungsfernen" Familien, die Stadtbücherei nahe zu bringen." Durch den Besuch der Bücherei mit der Schulklasse sind einige der Kinder bereits zu treuen Kunden geworden, die nun regelmäßig Medien entleihen. Auch viele Eltern und Geschwister haben über die Schüler die Stadtbücherei für sich entdeckt und sich eine Mitgliedkarte ausstellen lassen. Leider scheitert der Bücherei-Besuch einer Klasse oft an den Kosten für die Anfahrt aus den Ortsteilen. Hier hat der Vorstand der Stiftung für Rinteln bereits zugesagt, künftig die Fahrtkosten für die Klassen zu übernehmen. „Ich hoffe, dass dann im nächsten Jahr noch mehr Klassen aus den Grundschulen der Ortsteile kommen.", so Tuschke. Es sei erfreulich, dass Rintelns Schulen über immer bessere und gut ausgestattete Büchereien verfügen. Ebenso wichtig sei aber auch, dass die Kinder die Stadtbücherei kennen lernen - und zwar als Einrichtung, die sie nicht nur in der Schulzeit, sondern ein Leben lang begleit. Um den Medienbestand der Bücherei vor allem für die Kinder und Jugendlichen attraktiv zu halten, wendet Andrea Tuschke jährlich etwa ein Drittel des Etats auf. „Aber teure und besondere Anschaffungen sind da leider oft finanziell nicht möglich. Durch eine Spende der Stiftung für Rinteln in Höhe von 1000 Euro konnten wir in diesem Jahr ganz tolle neue Kindersachbücher, Erstlese-Bücher und eine komplette Hörspielreihe für Kinder kaufen." Außerdem hat die Stiftung die Jahresnutzungsgebühren für 46 Kinder über 12 Jahren übernommen. Insgesamt haben 331 Kinder im Rahmen des Projektes ihre eigene Bücherei-Karte bekommen.

Leselust Schaumburg, Stiftung Lesen, Akademie für Leseförderung - manch einer denkt da vielleicht, dass es mit der Leseförderung zur Zeit etwas übertrieben wird ... Die Büchereileiterin ist da ganz anderer Meinung: „Ich empfehle jedem, der bezweifelt, dass Leseförderung wirklich notwendig ist, sich einmal ganz bewusst von Schülern vorlesen zu lassen. Und zwar nicht von denen, die an Vorlesewettbewerben teilnehmen, sondern von denen, die sich jedes Wort „erkämpfen" müssen. Spätestens dann sollte jedem klar werden: Lesen ist der Schlüssel zum Leben! Zu Bildung, Arbeit und sozialem Zusammenleben. Es kann gar nicht genug gefördert und unterstützt werden! In diesem Sinne freue ich mich natürlich besonders über die Zusage der Stiftung für Rinteln, die Kooperation mit der Stadtbücherei auch 2011 weiter zu führen. Dann werden wir alle zweiten und dritten Klassen in die Bücherei einladen."